Doppelte Durchhaltekraft in Meckenheim

Das Foto zeigt Faeza Omer
Hoffnung, Enttäuschung, doch am Ende: Freude. Mithilfe des Jugendmigrationsdienstes hat Faeza Omer viele Hürden überwunden.© Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Faezas Flucht führt sie nach Meckenheim bei Bonn. 2016 besucht sie dort den Jugendmigrationsdienst Rhein-Sieg-Kreis linksrheinisch der Katholischen Jugendagentur Bonn gGmbH. Von JMD-Leiterin Irina Vilver erfährt sie, dass es in Deutschland ein Anerkennungsverfahren für ihren Abschluss als Krankenpflegerin gibt. Doch der Weg dahin ist schwer: Je nach Berufsgruppe und Bundesland sind die Zuständigkeiten  unterschiedlich, die Bearbeitungszeiten sind lang und während des Verfahrens fallen Kosten an.
Dennoch: Die junge Frau entschließt sich, mit Unterstützung des JMD diesen Weg zu gehen. Sie versuchen zunächst, ihren Schulabschluss anerkennen zu lassen. Ihr Abschlusszeugnis ist bei der Flucht in der Heimat geblieben. Dort müsste Faeza es persönlich abholen – unmöglich als Flüchtling. Mithilfe der JMD-Leiterin erklärt sie der zuständigen Kölner Bezirksregierung die Lage und hört lange nichts. Schließlich die Information, dass die Bezirksregierung die Unterlagen nicht bewerten könne und sie zur weiteren Bearbeitung an die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen übersendet habe. „Das war Anfang 2018“, sagt Vilver.

Immer wieder Hoffnungen und Enttäuschungen

Parallel versuchen sie, den irakischen Abschluss als Krankenpflegerin anerkennen zu lassen. Zuständig ist das nordrhein-westfälische Landesprüfungsamt für Medizin. Doch das Prüfungsamt fordert Unterlagen an, die die junge Frau nicht hat. Faeza bittet darum, in einer Kenntnisprüfung ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen zu dürfen. Und dann heißt es wieder warten. Ausgang: Ungewiss.

Das Foto zeigt Faeza Omer mit der JMD-Leiterin des Rhein-Sieg-Kreises Irina Vilver während eines Beratungsgesprächs.
„Es gab immer wieder diese Zeiten, wo eine von uns beiden gesagt hat: Ich kann nicht mehr.“ Doch dann kam wieder eine neue Idee.© Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Doch mit Warten gibt sich Irina Vilver nicht zufrieden. Sie sucht nach anderen Möglichkeiten, wie Faeza wieder im medizinischen Bereich arbeiten kann. Vorübergehend kann sie in einer Kombination aus Praktikum und Deutschkursen in einem Bonner Krankenhaus arbeiten. Längerfristige Optionen scheitern, weil sie ohne Schulzeugnis keine Kenntnisprüfung ablegen kann. Und so fängt sie an, in einem türkischen Lebensmittelgeschäft zu arbeiten, statt Kranke zu pflegen.

Viele Rückschläge, doch es lohnt sich


Endlich kommt im März 2019 die Einladung zu einem  Gespräch im Landesprüfungsamt. Zehn Tage nach dem Termin die erlösende Nachricht: Faeza Omer wird zur Kenntnisprüfung zugelassen. Wenn sie die besteht, kann sie als Krankenpflegerin arbeiten. „Ich hatte zuerst Angst, den Brief zu öffnen, als ich ihn aus dem Briefkasten holte“, erinnert sich die junge Frau. „Doch als ich dann gelesen habe, dass ich mein Können endlich unter Beweis stellen darf, habe ich mich riesig gefreut“. 2019 hat Faeza Omer nun einen sechsmonatigen Kurs begonnen, um sich auf die Prüfung vorzubereiten. „Ich hoffe, dass ich sie bestehe und dann endlich wieder in meinem Beruf arbeiten kann.“

Das Foto zeigt Irina Vilver, die Leiterin des Jugendmigrationsdienstes Rhein-Sieg-Kreis, an ihrem Arbeitsplatz.
Nicht aufgeben, auch wenn die bürokratischen Wege steinig sind: Hartnäckig setzt sich JMD-Leiterin Irina Vilver für Zugewanderte ein.© Servicebüro Jugendmigrationsdienste


Über die Jugendmigrationsdienste

Mehr als 470 Jugendmigrationsdienste bundesweit unterstützen junge Menschen mit Migrationshintergrund durch Beratung, Bildungs- und Freizeitangebote. Einen Schwerpunkt bildet die langfristige, individuelle Begleitung Jugendlicher auf ihrem schulischen und beruflichen Weg. Ziel ist es, die soziale Teilhabe der jungen Menschen zu fördern und ihre Perspektiven zu verbessern. Die JMD sind Teil der Initiative JUGEND STÄRKEN, mit der sich das Bundesjugendministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für eine bessere Integration junger Menschen einsetzt. 

Text: Servicebüro Jugendmigrationsdienste