Kreativ im Kampf gegen Rassismus

Ein gemaltes Plakat mit 12 Gesichtern die alle anders aussehen.
Dieser kreative Beitrag gewann den Plakatwettbewerb in Bamberg.© Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Die Wochen gegen Rassismus finden traditionell im März statt, den JMD Oberfranken-West in Bamberg beschäftigen sie aber auch darüber hinaus. „Die Vorbereitungen dafür laufen eigentlich das ganze Jahr“, sagt Julia Mari vom lokalen JMD. Mit anderen Institutionen und Vereinen zusammen basteln die Mitarbeitenden an einem attraktiven Programm für die beiden Wochen im März – und das bereits seit zehn Jahren. Der JMD sei von Anfang an fester Bestandteil des Programms in Bamberg gewesen, erzählt Julia Mari.

Neben einer Kundgebung in der Stadt und Anti-Rassismus-Workshops an Schulen gab es in Bamberg unter anderem einen Plakatwettbewerb zum Thema „Haltung zeigen gegen Rassismus“, angelehnt an das Motto der diesjährigen Wochen. 25 Beiträge wurden dafür eingereicht und dann in einer Wanderausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wettbewerbe kennen keine Grenzen

Eine ähnliche Idee hatte der JMD in Uelzen. Dort durften junge Menschen ihre Bild- oder Videobeiträge zum Thema Rassismus einreichen. Besonders schön fand die Leiterin des JMD, Annika Quednau, dass der Wettbewerb einen internationalen Charakter bekam. „Es gab keine Grenzen, wir wollten niemanden vom Wettbewerb ausschließen.“ So reichten sogar mehrere Mädchen und Jungen aus zwei Kinderheimen auf den Philippinen ihre Beiträge ein.

Gemaltes Plakat mit einer Weltkugel, Sternen und 11 unterschiedlichen Flaggen sowie 3 Personenmit anderer Hautfarbe
Einer der Beiträge des Kreativwettbewerbs des JMD Uelzen.© Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Zu den Kinderheimen besteht ein enger Kontakt, auch Ratsuchende des JMD Uelzen engagieren sich immer wieder für die beiden Einrichtungen - sei es bei Kleidersammlungen oder ähnliche Aktivitäten. „Für unsere Jugendlichen ist es schön, wenn sie nicht nur selbst Hilfe bekommen, sondern auch etwas zurückgeben zu können“, erzählt Annika Quednau. Auch der grenzüberschreitende, völkerverbindende Charakter solcher Aktivitäten sei ein aktiver Beitrag gegen Rassismus.

Auch JMD Respekt Coaches bieten Programm

Auch über das Bundesprogramm JMD Respekt Coaches gab es in den Wochen gegen Rassismus zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen an Schulen in ganz Deutschland. Ein Beispiel: Melanie Metzger-Nikolic, Respekt-Coaches-Mitarbeiterin beim JMD Trier, fuhr mit mehreren Klassen einer Berufsschule in das ehemalige SS-Sonderlager Hinzert. Dieses hatte im Zweiten Weltkrieg die Funktion eines „Durchgangslagers“ für Häftlinge aus verschiedenen Ländern, die dann weiter in Konzentrationslager wie Buchenwald gebracht wurden.

Viele Jugendliche sitzen auf einer Treppe vor Kreuzen in einem ehemaligen SS-Lager.
Jugendliche informierten sich über die Gräuel der NS-Zeit in einem ehemaligen SS-Lager.© Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine „bekam die Frage ‚Was hat das alles noch mit uns zu tun?‘ eine ganz neue Relevanz“, sagt Melanie Metzger-Nikolic. „Krieg ist nicht mehr weit weg und vergangen, sondern vor unserer Haustür.“ Themen wie Propaganda und Unterdrückung der Meinungsfreiheit waren plötzlich mit Blick auf Russland wieder sehr aktuell. Und boten gute Anknüpfungspunkte, um die Schülerinnen und Schüler für menschenverachtendes und diskriminierendes Verhalten zu sensibilisieren. Melanie Metzger-Nikolics Fazit: „Das Interesse der Schülerinnen und Schüler, ihre lebhaften Diskussionen und tiefgehenden, teilweise lebensweisen Fragen haben uns alle sehr beeindruckt.“

Escape-Room-Aufgabe zum Thema Extremismus

Ein vielfältiges Programm stellte auch Teresa Zacharias, Mitarbeiterin des JMD Celle im Programm Respekt Coaches, in Zusammenarbeit mit ihrer Schule auf die Beine. Durch die Filmvorführung eines Theaterstückes, Workshops und ein Escape-Room-Spiel setzten sich die Jugendlichen an der berufsbildenden Schule eine ganze Woche lang mit den Themen Rassismus, Extremismus, Populismus und Zivilcourage auseinander.

Bei der Escape-Room-Aufgabe ging es darum, mit Hilfe von Hinweisen zu rekonstruieren, in welche Form des Extremismus ein junger Mensch abgeglitten sein könnte. Und dabei auch die eigenen Vorurteile und oftmals zu einfachen Schlussfolgerungen zu hinterfragen. So sei zum Beispiel der Koran als Hinweis auf eine mögliche islamistische Radikalisierung interpretiert worden, was aber mit der Realität nichts zu tun habe, sagt Teresa Zacharias. „Das war für viele ein richtiger Augenöffner.“

Vier Jugendliche versuchen ein Rätsel zu lösen welches auf einem Tisch liegt.
Bei einer Escape-Room-Aufgabe galt es, einen Extremismus-Verdacht zu enträtseln.© Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Die Schülerinnen und Schüler bekamen außerdem die Möglichkeit, aus erster Hand zu erfahren, wie schnell ein Mensch in die rechtsextreme Szene abgleiten kann: Ein ehemaliger Neonazi erzählte den Jugendlichen die Geschichte seiner Radikalisierung wie auch seines geglückten Ausstiegs aus dem Rechtsextremismus. „Ein sehr authentischer Bericht, der die Jugendlichen richtig gepackt hat“, berichtet Teresa Zacharias. Der Vortrag habe die Schülerinnen und Schüler auch Tage später noch stark beschäftigt.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus finden jedes Jahr rund um den 21. März statt. Bundesweit gibt es in diesem Rahmen zahlreiche Veranstaltungen, unter dem diesjährigen Motto „Haltung zeigen“ waren es erstmals mehr als 2.000.

Text: Servicebüro Jugendmigrationsdienste