Anfang April hat der JMD mit der Umstellung begonnen und wurde durch Spenden unterstützt, die der Diakonie Düsseldorf speziell für Corona-Problemlagen zur Verfügung gestellt wurden. „Wir haben für einige Jugendliche Handyguthaben und Tablets besorgen können, damit sie von zu Hause aus lernen können“, erklärt Kamil Basergan. Insgesamt seien es 70 bis 80 Jugendliche, die in verschiedenen Gruppen teilnehmen, darunter auch einige, die ganz neu mit dabei seien.
Lesen, verstehen, erörtern – Deutschunterricht digital
Eine der Lehrerinnen ist die 18-jährige Shelly Multani. Sie geht in die 11. Klasse und ist ihren drei Schülerinnen und Schülern damit ein Schuljahr voraus. Normalerweise treffen sie sich ein- bis zweimal die Woche für jeweils drei Stunden. Für die Online-Nachhilfe hat Shelly die Stunden aufgeteilt und unterstützt ihre Gruppe dreimal wöchentlich jeweils eine Stunde lang.
Auf dem Plan steht der Stoff aus dem aktuellen Deutschunterricht. Thema: Hate Speech und Beleidigungen im Netz. Alle haben den gleichen Text aus dem Buch vor sich liegen, Rayan beginnt laut vorzulesen. Nach dem Abschnitt fragt Shelly in die Runde: „Gibt es Wortfragen oder habt ihr alles verstanden?“ Es gibt Unklarheiten. Was ist gemeint mit „Verleumdung“ oder „Volksverhetzung“? Shelly erklärt die Begriffe, ohne lange nachdenken zu müssen, souverän und verständlich.
Lob und Dankbarkeit
Nach 60 arbeitsintensiven Minuten ist die Nachhilfe zu Ende. Das Fazit der Jugendlichen? Dass die Nachhilfe online weitergeht, sei eine riesige Unterstützung und habe sogar Vorteile: „Wir müssen uns nicht an einem Ort treffen, jeder ist zu Hause und hat seine Materialien immer dabei“, erklärt Esad. Durch die Aufteilung der Stunden auf drei Tage werde die Nachhilfe entschlackt und es könne in kürzeren Abständen Deutsch geübt werden.
Die Schülerinnen und Schüler sind dankbar für das Angebot. „Wenn wir die Aufgaben vorher besprechen, können wir uns im Unterricht besser ausdrücken“, erklärt Esad. Und Yusuf fügt hinzu: „Es hilft nicht nur für Deutsch. Wenn wir Themen besprechen, lernen wir auch, unsere Meinung zu erläutern. Man braucht Mut, um in der Öffentlichkeit Deutsch zu reden. Ich habe durch die Nachhilfe keine Angst mehr zu sprechen.“
„Durchstarten“ auch im Sommer digital
Shellys Nachhilfegruppe ist nicht die einzige, die sich positiv äußert. So erklärt Kamil Basergan vom JMD, dass sowohl die Lehrerinnen und -lehrer als auch Schülerinnen und Schüler sehr gut mit den Videokonferenzen zurechtkommen würden und dankbar dafür seien, dass das Projekt weitergeführt werden könne.
Bis zum Ende des Schuljahres und während der Sommerferien findet die Nachhilfe noch digital statt. Abhängig davon, wie sich die Situation in den Schulen entwickelt, soll aber auch bald wieder persönlich „durchgestartet“ werden.
Text: JMD Düsseldorf / Servicebüro Jugendmigrationsdienste