Respekt Coaches in Hildesheim stärken Jugendliche durch Rap-Projekt

Zwei Personen vor mehreren Bildschirmen.
Im kreativen Prozess: Beats und selbstgeschriebene Texte wurden zu einem Song zusammengefügt. © Servicebüro Jugendmigrationsdienste / JMD Hildesheim

Was passiert, wenn Jugendliche aus unterschiedlichen Lebensrealitäten die Bühne bekommen, um ihre eigenen Geschichten zu erzählen? In Hildesheim zeigte eine Projektwoche im Rahmen des JMD-Programms Respekt Coaches, wie Rap als Ausdrucksform empowern und verbinden kann. Etwa 40 Schüler*innen aus Berufseinstiegsklassen der Herman-Nohl-Schule und der Walter-Gropius-Schule nutzten Hip-Hop als Sprachrohr für ihre Emotionen, Erfahrungen und Träume – und schufen dabei mehr als nur einen gemeinsamen Track.

Rap als Brücke: Sprache fördern, Gemeinschaft stärken

Das JMD-Programm Respekt Coaches wird vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert und zielt darauf ab, demokratische Werte, Respekt und ein friedliches Miteinander an Schulen zu fördern. In Zusammenarbeit mit externen Trägern setzen Respekt Coaches bundesweit Gruppenangebote um, in denen Jugendlichen geschützte Räume für Austausch, Teilhabe und Empowerment geboten werden. Eine vertrauensvolle Haltung und der Verzicht auf Leistungsdruck und Bewertung ermöglichen den jungen Menschen, sich zu öffnen und auszuprobieren.

Die Respekt Coaches Elif Alcac und Gylshen Muharemi vom JMD Hildesheim (AWO) setzten diesen Anspruch mit dem Projekt Rapflexion konkret um. Bereits im Jahr 2023 hatten positive Erfahrungen mit dem Format gezeigt, wie fruchtbar die Verbindung von Musik, Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsarbeit sein kann. Deshalb wurde auch dieses Jahr wieder auf dieses Konzept gesetzt – mit großem Erfolg.

Persönliche Geschichten sichtbar machen

Innerhalb von fünf Tagen entwickelten die Jugendlichen gemeinsam mit Carlos Utermöhlen von Rapflexion einen ausdrucksstarken Track. Einige der Schüler*innen befinden sich erst seit kurzer Zeit in Deutschland. Das Projekt setzte daher auch auf Sprachförderung – niedrigschwellig und ohne Anspruch auf Perfektion. Die Teilnehmenden konnten ihre Lebenswelten reflektieren und ihre Gedanken darüber kreativ in Worte fassen.

Eine Schülerin rappte:
„Wir kamen von ganz unten, hatten nichts in der Hand“ –


ein Schüler fügte hinzu:
„Ich hab‘ meinen Vater lang nicht gesehen. Wie oft tut mein Herz noch weh“.


Solche Zeilen sprechen von biografischen Brüchen, von Sehnsucht, Schmerz und Stärke. Sie zeigen, wie Rap Jugendlichen helfen kann, über Erlebtes zu sprechen.

Neben Rap weitere kreative Zugänge 

Die pädagogische Herangehensweise von Carlos Utermöhlen stellte die Gruppe und das Gemeinschaftserlebnis in den Mittelpunkt. Ziel war es, nicht nur einen Song zu produzieren, sondern auch das Gruppengefühl zu stärken – durch gegenseitige Unterstützung und kreative Prozesse. So berichtete eine Schülerin, wie viel Freude ihr das gemeinsame Arbeiten bereitet habe und dass „die Gruppe sehr zusammengewachsen ist“.

Auch Schüler*innen, die sich nicht in einem Rap-Text ausdrücken wollten, fanden ihren Platz: Mittels Schablonen wurden persönliche Statements auf T-Shirts platziert oder Leinwände künstlerisch gestaltet. Dabei beschäftigten sie sich mit Fragen wie: Was macht Freundschaft aus, was bedeutet Familie für dich, wie stellst du dir deine Zukunft vor? Auf die Ergebnisse, so die Respekt Coaches, können die jungen Menschen stolz sein.

Begeisterung auch bei Lehrkräften

Auch Lehrkräfte zeigten sich begeistert: Aussagen wie „Das hätte ich niemals gedacht, dass die Schüler*innen das so toll hinbekommen“ oder „Es war wirklich gut, meine Schüler*innen außerhalb des Schulkontextes kennenzulernen“ zeigen, wie wichtig die Arbeit der Respekt Coaches ist. Angebote wie dieses eröffnen den jungen Menschen neue Ausdrucksmöglichkeiten, für die es im Schulalltag in der Regel keinen Platz gibt.

Für Elif Alcac und Gylshen Muharemi ist die Relevanz des bundesweiten Respekt-Coaches-Programms und des Projekts an den beiden Schulen klar: Indem die Hildesheimer Schüler*innen sich mit ihren Erfahrungen, Sorgen und Stärken einbrachten, wuchs ihr Selbstbewusstsein und ihr Gefühl für Selbstwirksamkeit. Gerade Rap als zugängliches Medium ermöglichte ihnen, eigene und zum Teil auch ähnliche Diskriminierungserfahrungen zu thematisieren. Die Geschichten wurden ernst genommen und sichtbar gemacht. So ist das Ergebnis am Ende mehr als nur ein Track: Er empowert die Jugendlichen auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene. 

Hier geht es zum Song.

Beitrag von: Servicebüro Jugendmigrationsdienste / JMD Hildesheim