Wie JMD wirkt: Die Jugendmigrationsdienste im Jahresrückblick 2021

Das Bild zeigt sechs unterschiedliche kreative Angebote
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Kreative JMD-Angebote im zweiten Corona-Jahr

Gegenstände von großer persönlicher Bedeutung zu beschreiben und mit anderen zu teilen, dies haben zugewanderte junge Menschen gemeinsam mit Mitarbeitenden des JMD Main-Taunus (Hofheim) als virtuelle Ausstellung angeboten. Unter dem Titel „Symbole der Migration“ wurde diese Präsentation gezeigt, bei der die Teilnehmenden selbst erzählen, welche Bedeutung die Gegenstände für sie haben.

„Wir haben in sehr intensiven Gesprächen dabei unterstützt, die Verbindung zwischen dem Gegenstand und der eigenen Migrationsgeschichte herzustellen. Dabei gab es für die Jugendlichen wirklich Aha-Momente.“ (Anna Meißner, JMD Main-Taunus)

Angebote wie dieses zeigen die Kreativität der JMD-Mitarbeitenden, Corona-maßgeschneiderte Gruppenangebote zu konzipieren und umzusetzen. Während Einzelberatungen mit FFP2-Maske und Desinfektionsmittel größtenteils angeboten werden konnten, mussten sich die JMD bei Gruppenangeboten und anderen Veranstaltungen etwas einfallen lassen.

Auch der JMD Uelzen hat ein digitales Kreativ-Projekt auf die Beine gestellt. „Wir versuchen andere Wege zu finden und unsere Angebote aufrecht zu erhalten“, so JMD-Kollegin Annika Quednau. Jede Woche packten die JMD-Mitarbeitenden für alle Teilnehmerinnen eine mit Namen versehene Papiertüte, die alle Utensilien für das neue Bastelprojekt nebst einer Anleitung enthielt. Die Mädchen bastelten dann zwar nicht gemeinsam, posteten aber Fotos und Videos ihrer Werke in eine gemeinsame Messenger-Gruppe oder tauschten sie per Mail aus.

„Die Corona-Situation ist für uns eigentlich ein Extra-Ansporn. Hier im ländlichen Bereich gab es zeitweise nichts an Angeboten. Da haben wir uns gesagt: Jetzt erst recht!“ (Annika Quednau, JMD Uelzen)

All diese Beispiele zeigen, wie sehr es den JMD in Zeiten von Corona-Pandemie gelungen ist, gemeinsam mit Ratsuchenden interaktive Gruppenangebote und Events zu gestalten. Insgesamt konnten 2021 über 1.600 Gruppenangebote durchgeführt werden, mit denen mehr als 38.000 Teilnehmende erreicht wurden.

JMD können auf ihre erfolgreiche Arbeit stolz sein

Die Jugendmigrationsdienste sind längst online bzw. digital unterwegs mit Online-Beratung per Chat. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde die Online-Beratung jedoch um neue Funktionen bereichert. So wurde ein Rückruf-Service für Anrufende aus Deutschland eingeführt. Der Hauptweg der Online-Beratung ist und bleibt jedoch die Mail-Beratung mit mehr als drei Viertel aller Fälle. Im Übrigen spielten im vergangenen Jahr die Qualifizierung der JMD-Onlineberater*innen sowie Erweiterung der Beratungssprachen - z.B. um Arabisch - eine große Rolle. Im Frühjahr 2021 gab es dazu eine Vielzahl an Schulungen, damit die Beratungen optimal durchgeführt werden können. Seit Beginn der Pandemie wurden insgesamt 200 JMD-Mitarbeitende geschult.

Kommunikationswege der Online-Beratung als Grafik
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Jedoch können online und digitale Angebote nicht immer voll genutzt werden, wenn der Zielgruppe die nötige Technik nicht zur Verfügung steht. Aus dem JMD Neunkirchen wurde über JMD-Ratsuchende berichtet, die genau vor diesem Problem standen. Der JMD konnte die nötigen Geräte unbürokratisch über Kleinanzeigen organisieren.

Die JMD waren in 2021 durch den großen Einsatz der Mitarbeitenden gut aufgestellt. Über 111.000 junge Menschen wurden 2021 durch Beratung oder CaseManagement Verfahren in den JMD begleitet. Auch die Vielfalt der JMD-Beratenden ist beträchtlich: Von 1.030 JMD-Mitarbeitenden haben 374 eine Migrationsbiografie, d.h. über ein Drittel. Dies ist wichtig, denn dadurch gibt es ein sehr gutes Angebot an Beratung in Herkunftssprachen. Zudem sind die Ratsuchenden oft froh darüber, wenn Beratende die Herausforderungen der jungen Menschen aus eigener Erfahrung kennen.

„Ich freue mich, dass ich Ratsuchende jetzt auch in ihrer Muttersprache beraten kann. Umso mehr, wenn am Ende eine solche Aussage kommt: „Teşekkürler, çok yardımcı oldunuz” – „Danke, Sie haben mir sehr geholfen.“ (Feza Yilmaz, JMD München)

Zahl der Ratsuchenden als Grafik
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Arbeit der JMD zeigt Wirkung

Auch in 2021 wurden viele Initiativen und Maßnahmen von den JMD umgesetzt. Die Praxisberichte zeigen die Wirkung dieser Aktivitäten. Die JMD können stolz sein, dass sie den jungen Menschen neue Perspektiven schaffen. Häufig geht es darum, die in der Heimat erworbenen Abschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen. Viele der Ratsuchenden der JMD müssen teilweise den gesamten Bildungsweg erneut durchlaufen, was erst durch die Begleitung und Beratung des örtlichen JMD möglich wurde. In den vielen Fallkonstellationen, in denen junge Menschen durch die JMD begleitet werden, wird deutlich: Mit JMD geht es viel einfacher, schneller und erfolgreicher.

Förderbedarf im Case Management als Grafik
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Nach der Ausbildung oder dem Studium beginnt, wie man so schön sagt, der Ernst des Lebens. In dieser Lebensphase beraten und begleiten die JMD junge Menschen auch bei der Arbeitssuche. Die berufliche Integration stand in mehr als 33.000 Case Management Fällen im Vordergrund. Davon profitieren manchmal auch die JMD selbst: Ehemalige Ratsuchende wurden zu JMD-Kolleg*innen, wie ein Praxisbeispiel des JMD Solingen aus dem letzten Jahr zeigt. Hier kam Ginan Al Hussein 2015 aus Syrien erstmals zur Beratung. Seit 2019 arbeitet sie als erste Kontaktperson für Ratsuchende im JMD.

Die meisten Ratsuchenden kamen aus Syrien, Afghanistan und Irak. So auch der aus Syrien geflüchtete Samer Al Najjar. Der JMD Velbert begleitete ihn über den Integrationskurs und den Weg ins Studium hinaus bei seinem Interesse fürs Schreiben. Zwei Bände mit Kurzgeschichten von ihm wurden bereits vom Kreis Mettmann herausgegeben.

Garfik der Top acht Herkunftsländer
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Die Arbeit der JMD hat also auch im zweiten Jahr der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie spürbar Wirkung gezeigt. Die Mitarbeitenden in den rund 500 JMD sind auch weiterhin unermüdlich im Einsatz, wenn es darum geht, ihren Beitrag für die Integration der jungen Migrantinnen und Migranten sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leisten.

Die JMD sind Teil der Initiative JUGEND STÄRKEN, mit der sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für eine bessere Integration junger Menschen in Schule, Beruf und Gesellschaft einsetzt.

Die Träger der Jugendmigrationsdienste – die Arbeiterwohlfahrt, die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit, die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit und der Internationale Bund/Freie Trägergruppe – setzen das Bundesprogramm bundesweit an rund 500 Standorten um.

Zum Jahresrückblick als PDF-Download

Text, Daten und Darstellungen erstellt durch das Servicebüro Jugendmigrationsdienste, Jun. 2022